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Ratgeber

Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder Ausbildung?


Du weißt noch nicht, ob du eine Ausbildung oder ein FSJ (Freiwilliges soziales Jahr) machen willst? Diese Vor- & Nachteile solltest du abwägen. Welche rechtlichen Dinges sind für dich relevant? Darum geht es in diesem Ratgeber.

Du stehst kurz vor dem Schulabschluss, hast schon eine Ahnung, in welche Richtung du dich beruflich orientieren willst, bist aber noch nicht ganz sicher? Du überlegst, ob du deinen Wunschberuf erstmal ausprobieren solltest, bevor du richtig startest? Dann gibt es hier ein paar hilfreiche Infos für dich, die dir deine Entscheidung erleichtern können.

Das Freiwillige Soziale Jahr

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ist, wie der Name schon sagt, ein Freiwilligendienst im sozialen Bereich. Neben den karitativen, sozialen und gemeinnützigen Bereichen, wie beispielsweise Kindergärten und Schulen, Krankenhäuser, Pflegeheime, Behindertenhilfe, Jugendstrafanstalten, Feuerwehr oder Zivil- und Katastrophenschutz, kannst du ein FSJ aber auch in einigen anderen Bereichen absolvieren. Möglich sind seit einiger Zeit außerdem: Kultur, Sport, Denkmalpflege, Politik sowie Natur- und Umweltschutz.

Aber warum überhaupt ein FSJ und nicht gleich in die Ausbildung starten? 

Hier kommen einige Vorteile:

  • Berufliche Orientierung: Du findest raus, ob dein Wunschberuf dir auch in der Praxis Spaß macht.

  • Soziales Engagement: Du engagierst dich sozial und hilfst Menschen, die Hilfe benötigen.

  • Persönliche Entwicklung: Offenheit, Flexibilität, Team- und Kommunikationsfähigkeit, Konfliktlösungsstrategien… all das lernst du nur in der Praxis.

  • Berufliche Vorteile: Du kannst das FSJ für einige Ausbildungen oder Studiengänge als Praktikum, Anerkennungsjahr oder auch Wartezeit anrechnen lassen.

Rahmenbedingungen beim FSJ

Länge und Voraussetzung

Ein FSJ dauert in der Regel 12 Monate. Möglich ist aber grundsätzlich ein Zeitraum zwischen 6 und 18 Monaten, in Ausnahmefällen auch 24 Monate. Du musst jünger als 27 Jahre sein und deine Schulpflicht erfüllt haben.

Rechtliche Grundlage

Du hast während deines FSJ dieselben Rechte wie ein:e Auszubildende:r, allerdings stehst du in keinem Arbeitsverhältnis zum Träger des FSJ. Das bedeutet konkret: Arbeitsschutzbestimmungen wie Jugendarbeitsschutzgesetz, Mutterschutzgesetz, Arbeitsstättenverordnung und Schwerbehindertengesetz gelten für dich. Du musst keine Zusatzbeiträge an die Krankenkasse zahlen, da du gesetzlich pflichtversichert bist. Außerdem bekommst du (insofern du noch nicht 25 bist) dein Kindergeld weiterhin ausbezahlt und kannst dich z.B. mit einem Antrag von Rundfunk- und Fernsehgebühren befreien lassen

Alle gesetzlichen Grundlagen kannst du auch im Jugendfreiwilligengesetz (JFDG) nachlesen.

Verdienst

Es gibt keine genaue Bestimmung für die Höhe des sogenannten Taschengeldes, das du während deines FSJ bekommst, fest steht aber, dass es mindestens 360 € sein müssen, davon sind 40 € ein Verpflegungskostenzuschuss. Wenn deine Einsatzstelle keine kostenfreie Unterkunft zur Verfügung stellt oder stellen kann, bekommst du eine sog. “Geldersatzleistung. Aber Achtung, hier gibt es Ausnahmen: Kindergärten beispielsweise sind nicht verpflichtet, eine Unterkunft zu stellen und müssen daher auch keine Abgeltung zahlen, wenn sie keine stellen können.

Wöchentliche Arbeitszeit und Urlaub

Grundsätzlich musst du pro Woche zwischen 35 und 39 Stunden arbeiten, 40 Stunden dürfen nicht überschritten werden. Wie viel es genau ist, kommt auf deinen Einsatzort an. Überstunden und Wochenendschichten sind in Ordnung, dürfen aber nicht ausgezahlt werden, sondern müssen mit Freizeit ausgeglichen werden. Wenn du noch minderjährig bist, gilt für dich das Jugendarbeitsschutzgesetz und damit auch andere Arbeitszeiten. 

Du hast Anspruch auf mindestens 24 Urlaubstage im Jahr.

Abgrenzung zum BFD

Ähnlich wie ein FSJ funktioniert auch der Bundesfreiwilligendienst, allerdings ist der Träger hier der Bund. Der BFD ersetzt den Zivildienst, der seit der Aussetzung des Wehrdienstes 2011 nicht mehr absolviert werden muss. Mehr Infos zum BFD und Möglichkeiten bei dir Vorort findest du auf der Website.

Die Ausbildung

Wenn du dir schon sicher bist, welcher Beruf für dich der richtige ist, kannst du direkt mit einer Ausbildung starten. Die meisten Ausbildungen in Deutschland (von immerhin 450 eingetragenen Ausbildungsberufen) sind dual aufgebaut. Das bedeutet konkret: Du lernst das erforderliche theoretische Hintergrundwissen in der Berufsschule und sammelst die nötigen praktischen Erfahrungen und Fähigkeiten im Betrieb. 

Eine Ausbildung hat viele Vorteile:

  • Praktische Erfahrung: Du arbeitest von Anfang an in der Praxis.

  • Unabhängigkeit: Du verdienst ab dem ersten Tag dein eigenes Geld.

  • Langfristige Beschäftigung: Du hast gute Chancen, nach der Ausbildung von deinem Unternehmen übernommen zu werden (natürlich nur, wenn du dich anstrengst ;)).

  • Keine Lust mehr auf Schule? Für viele Ausbildungsberufe reichen Hauptschulabschluss oder Mittlere Reife.

Rahmenbedingungen bei der Ausbildung

Voraussetzungen und Länge

Schaut man sich nur das Gesetz an, gibt es erstmal keine Voraussetzungen dafür, wer eine Ausbildung machen kann und wer nicht. Praktisch werden für verschiedene Ausbildungsberufe von den Unternehmen aber Voraussetzungen für eine Ausbildung gestellt. Das kann ein bestimmter Schulabschluss sein oder aber gute Noten in bestimmten Fächern - das ist immer abhängig von dem Ausbildungsberuf & Firma, was du lernen willst und welche Fähigkeiten dafür notwendig sind.

Eine Ausbildung kann zwischen zwei und dreieinhalb Jahren dauern. Das kann, neben grundsätzlichen Unterschieden, auch auf deinen Schulabschluss oder deine Leistungen während der Ausbildung ankommen.

Rechtliche Grundlage

Die Ausbildung ist zum einen durch das Berufsbildungsgesetz (BBiG), zum anderen durch einzelne Ausbildungsverordnungen geregelt. In der Verordnung ist der Lehrplan und die Inhalte/Themenfelder der Ausbildung festgehalten.

Hinzu kommen noch die Vereinbarungen, die im Ausbildungsvertrag geregelt sind. Diese kannst du zum Teil mit deinem:deiner Arbeitgeber:in besprechen.

Prüfungen und Abschluss

Normalerweise musst du während deiner Ausbildung zwei Prüfungen ablegen: Die Zwischenprüfung nach etwa der Hälfte der Zeit und die Abschlussprüfung am Ende.

Hast du die Abschlussprüfung bestanden, hast du deine Berufsausbildung abgeschlossen. Danach gibt es aber immer noch die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Man lernt ja bekanntlich nie aus.

Verdienst

Auch hier gibt es keine genaue Regelung. Wie viel du verdienst, hängt sehr davon ab, in welcher Branche du deine Ausbildung machst. Machst du eine Ausbildung zum Bankkaufmann oder zur Bankkauffrau, bekommst du bspw. 1040 € im ersten Lehrjahr, möchtest du Erzieher:in werden, ist das erste Lehrjahr komplett unvergütet. Im Durchschnitt haben Azubis im Jahr 2018 laut einer Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) 908 € brutto / Monat verdient. Gut zu wissen ist auch: In den meisten Fällen steigt dein Gehalt pro Ausbildungsjahr. Informiere dich einfach vorher, wie der Verdienst für deinen Wunschberuf aussieht. 

Die alles entscheidende Frage: FSJ oder Ausbildung?

Beide Wege haben natürlich ihre Vorteile. Wenn du dir schon eine Idee davon hast, welcher Beruf es werden soll, du dir aber noch nicht ganz sicher bist, lohnt sich der Weg über ein FSJ. Hier kannst du dich und deinen Wunschberuf erstmal ausprobieren und schauen, ob deine Vorstellung auch der Wirklichkeit entspricht. Außerdem werden noch nicht so hohe Ansprüche an dich gestellt und du hast noch Zeit, dich weiterzuentwickeln.

Beachte aber: Ein FSJ macht wirklich nur in sozialen/medizinischen Bereichen Sinn. Wenn du schon weißt, dass du dich eher in Richtung MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) orientieren willst, hilft dir ein Praktikum oder Praktikumsjahr (siehe nochmal unten) weiter. 

Bist du dir aber absolut sicher, welcher Beruf es für dich werden soll und du sprühst vor Tatendrang, kannst du auch direkt in die Ausbildung starten. Umso schneller verdienst du Geld und kannst dich beweisen.

Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten nach der Schule, mit denen du dich orientieren kannst. 

Kein FSJ, keine Ausbildung? Das Praktikumsjahr.

Wenn du noch gar keinen konkreten Beruf vor Augen hast oder dich in die MINT-Richtung orientiert, ist vielleicht das Praktikumsjahr für dich das richtige: Hier bekommst du die Chance, bis zu sechs verschiedene Berufe innerhalb eines Jahres auszuprobieren. Damit bekommst du möglichst viel Berufsorientierung in möglichst kurzer Zeit, in unterschiedlichen Berufsfeldern. Ablauf und Vorteile von einem Praktikumsjahr findest du hier.

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