Ratgeber
Alles, was du über das Thema Praktikum nach der Schule wissen solltest, welche Praktika es gibt, worauf du bei einem Praktikum achten solltest und wo du eine passende Praktikumsstelle findest, erfährst du im folgenden Ratgeber.
Ein Praktikum ist heute in der Schule, bei der Berufsausbildung und einem Studium ein wichtiger Teil der Ausbildung. Als Schülerin oder Schüler hast du wahrscheinlich dein erstes Praktikum in der 9. oder 10. Klasse gemacht. Nach der Schule stehen weitere Praktika an, die du freiwillig machen kannst oder die du machen musst, um beispielsweise ein bestimmtes Studium beginnen zu können.
Bei den Praktika nach der Schule werden zwei Praktikumsarten unterschieden. Es gibt freiwillige Praktika und Pflichtpraktika.
Ein freiwilliges Praktikum machst du aus Eigeninitiative vor deinem Studium, der Ausbildung oder in den Ferien während der Schulzeit. Ein freiwilliges Praktikum ist eine gute Gelegenheit, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln und verschiedene Berufe kennenzulernen. Oft ist es hilfreich, ein freiwilliges Praktikum zu machen, wenn du dir nicht ganz sicher bist, welcher Beruf oder welches Studium das richtige für dich sein könnte. Wie lange dein freiwilliges Praktikum dauert, kannst du mit dem jeweiligen Unternehmen in der Regel frei aushandeln.
Ein Pflichtpraktikum musst du heute für zahlreiche Ausbildungsberufe und Studiengänge absolvieren. Die Dauer ist fast immer vorgeschrieben. Zum Teil ist ein solches Praktikum Voraussetzung für ein Studium oder eine Ausbildung, um diese überhaupt beginnen zu können. Auch während einer Ausbildung und eines Studiums musst du oft weitere Praktika machen, damit du zu Prüfungen zugelassen wirst. Bei verschiedenen Ausbildungen ist zudem ein Praktikum nach Abschluss der Ausbildung erforderlich, damit deine Ausbildung staatlich anerkannt wird und du in deinem Beruf arbeiten darfst.
Ein Auslandspraktikum bietet dir zwei Vorteile. Einerseits sammelst du erste Berufserfahrungen und kannst deine Sprachkenntnisse vertiefen. Zwei Pluspunkte die von Personalverantwortlichen vor allem in großen Unternehmen sehr geschätzt werden. Darüber hinaus zeigst du mit einem Auslandspraktikum wichtige sogenannte Softskills. Beispielsweise Weltoffenheit, interkulturelle Kompetenz und Flexibilität. Ebenfalls wichtig für Personalentscheidungen: ein Auslandspraktikum beweist, dass du zur Eigeninitiative fähig bist.
Berufsorientierungspraktika sind freiwillige Praktika, die vorwiegend dazu dienen sollen, dich bei deiner Berufswahl zu unterstützen. Dieser Begriff taucht häufig auf offiziellen Dokumenten oder bei Ämtern auf. Darunter werden viele Arten von Praktika zusammengefasst. Entscheidend dabei ist, dass das Ziel der Berufsfindung und Berufsorientierung im Zentrum deines Praktikums steht. Beim Anspruch auf Kindergeld ist dieser Status hilfreich.
Nach dem Abitur hast du die Wahl, ob du eine Ausbildung machst oder ein Studium beginnst. Wenn du nicht weißt, was du einmal machen willst, solltest du vielleicht schon während der Schulzeit in den Ferien ein Praktikum in dem einen oder anderen Unternehmen machen. Nach dem Abitur kannst du die Zeit bis zum Studien- oder Ausbildungsbeginn sinnvoll mit einem Praktikum überbrücken, das in Bezug zu deinem späteren Beruf steht. So sammelst du erste Erfahrungen, kannst erste Kontakte knüpfen und Pluspunkte für eine spätere Bewerbung sammeln.
Mit dem Abschluss der 12. Klasse der Fachoberschule hast du die Fachhochschulreife in der Tasche. Mit der allgemeinen Fachhochschulreife kannst du ein Bachelor-Studium in jeder Fachrichtung an einer Fachhochschule beginnen. Je nach Studiengang kann es jedoch sein, dass die Hochschule ein Fachpraktikum für die Zulassung von dir verlangt. Erkundige dich daher frühzeitig, ob du ein solches Fachpraktikum nach der FOS absolvieren musst. Natürlich kannst du nach dem Abschluss der FOS auch ein freiwilliges Praktikum machen, um deinen Wunschberuf im Alltag kennenzulernen und erste Kontakte zu deinem*deiner möglicherweise zukünftigen Arbeitgeber*in zu knüpfen.
Wenn du noch nicht weißt, welchen Beruf du nach dem Abschluss der Realschule ergreifen willst, kann dir ein Praktikum bei der Entscheidung helfen. Bei einem sogenannten Schnupperpraktikum kannst du beispielsweise deine eigenen Stärken kennenlernen. Nicht selten öffnet ein längeres Praktikum in einem Unternehmen die Tür zu einer anschließenden Ausbildung. Natürlich kannst du auch ein ganzes Praktikumsjahr machen, bei dem du nacheinander mehrere Berufe aus der Nähe kennenlernst.
Qualifizierte Praktika sind besonders hochwertige Praktika, die Schülerinnen und Schüler Einblicke in den Berufsalltag bieten. Diese Praktika müssen genau definierte Qualitätskriterien erfüllen und festgelegte Abläufe bei der Durchführung einhalten. Schulen und Betriebe arbeiten hier Hand in Hand. Bei diesen Praktika ist sichergestellt, dass du nicht nur Kaffee kochen musst, sondern wirklich etwas lernst. Zum Abschluss des Praktikums erhältst du ein Zeugnis. Unternehmen, die diese Praktika anbieten, tragen das Gütesiegel "Qualifiziertes Praktikum".
Je nach Ausbildung oder Studium musst du ein oder mehrere Pflichtpraktika machen, beispielsweise, damit du zu Prüfungen zugelassen wird.
Als qualifizierendes Praktikum werden Praktika bezeichnet, die du absolvieren musst, damit du ein Studium oder eine Ausbildung beginnen kannst. Das heißt, ein qualifizierendes Praktikum muss im Zusammenhang mit deiner späteren Ausbildung oder dem Studieninhalt stehen. Wichtig ist, dass du für dieses Praktikum ein Zeugnis erhältst. Gegebenenfalls musst du ein solches Praktikum auch noch während der Ausbildung oder während des Studiums machen.
Studienbegleitende Praktika musst du bei zahlreichen Studiengängen absolvieren. Du kannst solch ein Praktikum aber auch freiwillig machen, um einen tieferen Einblick in die Berufspraxis zu bekommen. Sie finden in der Regel in den Semesterferien statt.
Ein Praxissemester ist ebenfalls bei einigen Studiengängen verpflichtend. In dieser Zeit finden in der Regel keine Vorlesungen statt. Ein Praxissemester hat immer einen engen Bezug zum Studium. Wenn du Maschinenbau studierst, kannst du das Praxissemester beispielsweise nicht in einer öffentlichen Verwaltung absolvieren.
Als Werkstudent*innen werden Studierende bezeichnet, die neben ihrem Studium arbeiten, um Geld zu verdienen. Die Arbeit sollte dabei in einem Zusammenhang mit deinem Studium stehen. Solange du neben deinem Studium nicht mehr als 14 Stunden pro Woche arbeitest, musst du von deinem Verdienst als Werkstudent*in keine Sozialversicherungsbeiträge bezahlen. Bei einigen Studiengängen ist es möglich, deine Arbeit als Werkstudent*in als Pflichtpraktikum anerkennen zu lassen. Achtung: Du bist nicht automatisch Werkstudent*in, wenn du einen Nebenjob hast. Hierfür muss mit dem Unternehmen ein spezieller Vertrag abgeschlossen werden.
Ein Betriebspraktikum gehört heute in Deutschland zur Schulausbildung. Haupt- und Realschüler*innen müssen das Praktikum meist in der 9. Klasse absolvieren. Auf dem Gymnasium musst du ein Betriebspraktikum entweder in der 9., 10. oder 11. Klasse machen. Auch auf Fachoberschulen findet ein Betriebspraktikum in der 11. Klasse statt. Bei der Fachoberschule ist dieses Praktikum Voraussetzung für die Fachabiturprüfungen.
Im Anschluss an verschiedene Studiengänge und Berufsausbildungen musst du für die staatliche Anerkennung deiner Ausbildung noch ein sogenanntes Anerkennungspraktikum absolvieren. Das Praktikum dient dazu, deine während des Studiums erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in der Berufspraxis zu vertiefen und zu erweitern. Das Anerkennungspraktikum kann unterschiedlich lang sein, dauert meist jedoch ein Jahr. Ein Anerkennungspraktikum ist beispielsweise für soziale und medizinische Berufe wie Erzieher*in oder Masseur*in erforderlich.
Es gibt zahlreiche Studien und Umfragen, die zeigen, dass praktische Erfahrungen, die Bewerber*innen mitbringen, bei den Personalverantwortlichen in Unternehmen sehr gern gesehen sind. Dies gilt sowohl für Schulabgängerinnen wie auch für Student*innen, die ihre erste Arbeitsstelle suchen. Weitere Gründe, die für ein Praktikum nach der Schule sprechen sind
du lernst einen Beruf in der Praxis kennen
du erweiterst deine eigenen Fähigkeiten
du erfährst viel über den Umgang mit Kund*innen und Kolleg*innen
du knüpfst erste Kontakte für dein Berufsleben
Wenn du noch nicht volljährig bist und ein Praktikum absolviert, brauchst du dir keine Gedanken über das Kindergeld zu machen. Bis zu deinem 18. Geburtstag wird das Kindergeld auf jeden Fall ausgezahlt. Sobald du volljährig bist, prüft die Familienkasse, ob du noch einen Anspruch auf Kindergeld hast.
Hierbei gilt grundsätzlich, dass dein Praktikum zu deiner Berufsausbildung gehören muss. Zudem muss das Praktikum als solches anerkannt sein. Das bedeutet:
Das Praktikum
vermittelt Kenntnisse und Fähigkeiten für deinen Beruf
muss als fachliche Voraussetzung oder Ergänzung zur Ausbildung erforderlich oder empfohlen sein
muss eine Zugangsvoraussetzung für eine Ausbildung oder ein Studium sein
wenn mindestens ein Punkt der aufgeführten Stichpunkte zutrifft, handelt es sich auf jeden Fall schon mal um ein Praktikum im engeren Sinn.
Ob es sich dabei um ein Pflichtpraktikum oder ein freiwilliges Praktikum handelt, ist unerheblich. Wenn du das Praktikum jedoch nur als Lückenfüller nutzt, um die Zeit bis zur Ausbildung oder bis zum Studienbeginn ein wenig Geld zu verdienen, dann hast du in der Regel keinen Anspruch auf Kindergeld. Wenn du ein Auslandspraktikum absolvierst, erhältst du unter den oben genannten Voraussetzungen ebenfalls weiterhin Kindergeld.
Machst du ein Praktikum, das für deine Ausbildung weder vorgeschrieben noch empfohlen wird, so erfüllt dieses Praktikum maximal für sechs Monate die Anspruchsvoraussetzungen für den Bezug von Kindergeld. Nur wenn du danach glaubhaft machen kannst, dass zwischen deinem Praktikum und deiner Ausbildung ein ausreichender Bezug besteht, kann das Kindergeld weiter bezahlt werden. Der Kindergeldbezug ist im Übrigen unabhängig davon, ob das Praktikum bezahlt wird oder nicht. Auch unentgeltliche Praktika können zu einem Ausschluss vom Leistungsbezug führen.
Wenn du Praktika absolvierst, um dich beruflich zu orientieren und eine Entscheidung für deine Studien- oder Berufswahl zu treffen, hast du Anspruch auf Kindergeld. Hier helfen dir die Praktikumsverträge als Nachweise vor der Familienkasse.
Unabhängig davon, wie lange dein Praktikum dauert oder wie viel Geld du bekommst, für dich besteht während des Praktikums ein Unfallversicherungsschutz. Auch bei einem unentgeltlichen Praktikum bist du versichert. Es spielt keine Rolle, ob das Praktikum von deiner Schule oder deiner Hochschule angeordnet wurde oder in den Studien- / Prüfungsordnungen für deine Ausbildung vorgeschrieben ist. Auch freiwillige Praktika fallen unter den Versicherungsschutz.
Als Praktikant*in gehörst du für die Dauer des Praktikums zum Personal des Unternehmens und bist automatisch in der Berufsgenossenschaft des Unternehmens versichert. Keine Unfallversicherung hast du in der Regel, wenn du ein freiwilliges Praktikum im Ausland machst. Das gilt meist auch dann, wenn du das Praktikum bei einer ausländischen Niederlassung eines deutschen Unternehmens machst. Zur Sicherheit solltest du bei der für das Unternehmen zuständigen Berufsgenossenschaft nachfragen.
Bei den meisten Praktika bist du über die Familienversicherung krankenversichert. Voraussetzung ist, dass du nicht älter als 25 Jahre bist und für dein Praktikum weniger als 470 Euro pro Monat erhältst. Das Thema Sozialversicherungen während des Praktikums ist jedoch ein sehr komplexes Thema. Informiere dich vor deinem Praktikum daher am besten bei deiner Krankenversicherung, was erforderlich ist, damit du während des Praktikums weiterhin versichert bist.
In der Regel gilt auch bei einem Praktikumder Mindestlohn in Höhe von aktuell 9,50 Euro (Stand Januar 2021) pro Stunde. Ausnahmen gibt es allerdings, wenn du ein freiwilliges Praktikum zur Berufsorientierung machst, das höchstens drei Monate dauert. Dann besteht für das Unternehmen keine Pflicht, dich zu bezahlen. Ebenfalls nicht bezahlt wird ein Pflichtpraktikum, das für eine Ausbildung oder einen Studiengang vorgeschrieben ist. In diesen Fällen lohnt es sich, mit dem Unternehmen über eine Bezahlung zu verhandeln. Wichtig ist, dass das Gehalt für dein Praktikum im Praktikumsvertrag ebenso festgehalten wird wie eine Bezahlung von Überstunden oder die Lohnfortzahlung, wenn du einmal krank bist.
Immer mehr Unternehmen bieten Praktikumsplätze an. Grund hierfür ist einfach, dass in vielen Berufen der Nachwuchs fehlt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen kleinen Handwerksbetrieb oder einen großen Konzern handelt. Praktikumsplätze findest du beispielsweise bei
der IHK-Lehrstellenbörse
den Lehrstellenbörsen der regionalen Handwerkskammern
bei den Arbeitsagenturen
auf speziellen Praktikumsbörsen im Internet
bei allgemeinen Jobbörsen im Web
in den Stellenanzeigen von Tageszeitungen
auf Ausbildungsmessen
auf der Karriereseite der Firma
Ganz wichtig ist, dass du einen schriftlichen Praktikumsvertrag erhältst. Dadurch vermeidest du Missverständnisse und eventuell Streitigkeiten. Im Praktikumsvertrag sind zum einen die Tätigkeiten beschrieben, die du ausüben wirst, zum anderenwird darin festgehalten, ob und in welcher Höhe du eine Vergütung für das Praktikum bekommst. In der Regel bekommst du bei den meisten Unternehmen einen Praktikumsvertrag, ohne extra danach fragen zu müssen. Wenn das Praktikum länger dauert,hast du sogar einen Anspruch auf Urlaubstage. Die Anzahl der Urlaubstage richtet sich nach deinem Alter und allgemeinen branchenüblichen oder betriebsüblichen Regelungen.
Bewerbe dich bei mehreren Unternehmen. Manche Praktikumsplätze sind heiß begehrt und du bist bestimmt nicht der*die Einzige, der*die sich bewirbt. Für die Bewerbung erstellst du - wie auch für eine Jobbewerbung - In einem anderen Artikel erklären wir, wie eine vollständige Bewerbungsmappe mit Motivationsschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse aufgebaut sein sollte. Nutze für dein Bewerbungsschreiben keine Vorlage aus dem Web. Personaler*innen, insbesondere im großen Unternehmen, kennen diese und werden deine Bewerbung wahrscheinlich aussortieren. Ob du dich bei einem internationalen Konzern oder einem kleinen Unternehmen in der Nähe bewirbst, macht für die Qualität des Praktikums meist keinen Unterschied. Bewirb dich daher sowohl bei kleinen als auch großen Unternehmen.
In einem Jahr verschiedene Berufe entdecken. Alle zwei Monate eine neue Firma und ein neues Berufsfeld!